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SpitzenprofessurMusikspezifische Genderforschung

Wann wird es in einem Musikstudium Standard sein, sich (auch) mit den Frauen in der Musik zu beschäftigen und deren Kompositionen aufzuführen? Konzertleben, musikbezogene Bildung und Forschung waren über lange Zeit männliche Welten. In diesen Welten bildete sich über Kennen und Beurteilen das letztlich schmale Corpus dessen heraus, was im Konzertleben aktiv gehalten wird und dem in der Forschung Bedeutung zugemessen wird. Doch was gab und gibt es jenseits dessen noch? Was wurde und wird übersehen? Das sind Fragen musikspezifischer Genderforschung.

Die Forschungskategorie Gender zielt darauf, gesellschaftlich geprägte historische Geschlechterrollen wahrzunehmen und Geschlechterunterschiede zu verstehen. Es geht um Akteur:innen kultureller Systeme und die Teilhabe, Mitgestaltung und Bedingungen von Frauen in solchen Systemen.

Gender als das kulturell erworbene und gepräg­te Geschlecht ist eine zentrale historisch-soziale Kategorie. Sie hat nachhaltige Diskussionen über Prozesse von Traditions- und Kanonbildung auch in der Musik initiiert und eine grund­sätzliche Reflexion und Revision selbstverständ­lich er­scheinender Bilder und Deutungen von Musikgeschichte sowie gegenwärtigen musikbezogenen Handelns ausgelöst.

Musikspezifische Genderforschung umfasst die Forschung über Frauen- und Männerrollen ebenso wie die Queer Studies. Sie erweitert den musikhistorischen Horizont und deckt in musikwissenschaftlichen Themenfeldern genderrelevante Aspekte auf (z.B. indem Biographik unter Gender-Perspektive neu gefasst wird). Sie fragt, wie Geschlechtlichkeit in der Musik performativ verhandelt wird, analysiert musikalische Praktiken, Institutionen und Wissensbestände im Hinblick auf Geschlechterverhältnisse und ist ein Katalysator interdisziplinärer kulturwissenschaftlicher Methodenvielfalt in der Musikforschung.

Musikspezifische Genderforschung ist ein vielseitiges Forschungsfeld mit Raum für neue Perspektiven und Fragestellungen. Dazu sind alle Studierenden eingeladen.

Spitzenprofessur für musikspezifische Genderforschung

Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann Musikspezifische Genderforschung und Artistic Research im Rahmen des Spitzenprofessurenprogramms (SPP) / Hightech Agenda Bayern

    • Sozialsystemische Kulturgeschichte
    • kulturelles Handeln, Orte kulturellen Handelns und Musikerinnen-Mobilität in der Frühen Neuzeit
    • Emotionsgeschichte der Frühen Neuzeit (Funeralmusik für Frauen)
    • Komponieren von Frauen in Kulturen des gesungenen Wortes
    • Musik(theater-)Kultur im Wien des Fin de siècle und in den Zwischenkriegsjahren (vor allem Alma und Gustav Mahler, Alexander Zemlinsky, Alban Berg und Richard Strauss)
    • Kulturtransfer in der Frühen Neuzeit (z.B. zwischen Europa und China) und im frühen 20. Jahrhundert (im transatlantischen Raum)
    • Historiographische Prozesse und Wissensordnungen der Musik
    • musikalische Kreativität im Kontext von Dystopien
    • Biografik, Erinnerungsforschung und historische Kontextualisierung
    • Quellenforschung, (digitale) Erschließung und Edition
    • Praxeologie: Analyse der Bedingungen, unter denen Personen musikbezogenes Handeln gestalten oder auch nicht gestalten können
    • Kultursoziologie: Analyse von historischen Sinnhorizonten, kulturellen Codes, symbolischen Ordnungen und Geschlechterordnungen
    • Artistic Research unter der Perspektive von „gezeigtem“, ausgestelltem Wissen

Wissenschaftliche Mitarbeiterin für musikspezifische Genderforschung

Charlotte Müller Musikwissenschaft mit Schwerpunkt musikspezifische Genderforschung

    • Performativität von Geschlecht, (musikbezogene) Raumsoziologie, Körperpraxeologie und phänomenologische Perspektiven
    • Queerfeministische Theoriebildung als analytische Perspektive
    • Analyse sozialer und kultureller Normen musikbezogenen Handelns: Ausschlüsse, Repräsentation, Sichtbarkeit und ästhetische Standards
    • Empirische Sozialforschung: qualitative Interviews, teilnehmende Beobachtung, qualitative Inhaltsanalyse
    • Gender Studies, Queer Theory und Intersektionalität
    • Musik, Körper und Raum: Verkörperung von Musik, performatives Potenzial der Musik, körperlich-leibliche Einschreibungen in musikalische und soziale Räume (19.-21. Jh.)
    • Künstlerische Subjektivität und performative Transformationen musikalischer Führung und Zusammenarbeit
    • Musicking, Teilhabe und Strukturen musikalischen Schaffens (Akteur:innen, Entscheidungsträger:innen)
    • Genderspezifische Ausbildungs- und Professionalisierungsmöglichkeiten
    • Ansätze für Gleichberechtigung, Diversität und solidarische Netzwerke in der Musikpraxis (insb. Dirigat)

Aktuelles

    • SRB: Krieg, Sieg und Frie­den in der Oper am Habs­bur­ger Kaiser­hof. Vortrag im Rahmen der Ring­vor­le­sung „Mu­sik und Frie­den“ im Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold/Paderborn, 29. Oktober 2025
    • SRB: Kulturelles Handeln: Oper als (historischer) Raum für Komponistinnen, Vortrag an der Universität Bayreuth, 29. September 2025
    • CM: Women* Orchestra Conductors and the Embodiment of Music. Performative Subversions of a Gendered Professional Practice. Vortrag auf der Konferenz „Musikalische Praktiken – Soziale Taktiken“, UdK Berlin, 27. September 2025
    • SRB: Komponistinnen im 18. und 19. Jahrhundert. Bildungszugänge. Aufführungsorte. Netzwerke. Seminar der Konrad Adenauer Stiftung, Kassel, 26. September 2025
    • CM: Women* Orchestra Conductors and the Embodiment of Music. Performative Subversions of a Gendered Professional Practice. Vortrag auf der 5th International Conference on Women’s Work in Music 2025: Brave New Worlds, Trinity Laban London, 30. August 2025
    • „Politische Musik“ an europäischen Höfen der Renaissance Vortrag im Rahmen der Fachschaftstagung der Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerks zum Thema „Politische Musik?! Wie Musik revolutioniert“, Weimar, 5. Juli 2025
    • Komponistinnen in der Kultur von Lied und Lyrik im Wien um 1900: Johanna Müller-Hermann, Mathilde Kralik von Meyrswalden und Alma Mahler. Vortrag im Rahmen des Symposiums „Her*Hits: Liedkomponistinnen. Gesucht, gehört, gefeiert. Künstlerisch-wissenschaftliches Symposium und Liederfest“, Hannover, Hochschule für Musik, Theater und Medien, 11.-13. Juni 2025
    • Kommunizieren und Kollaborieren in einer Kultur des gesungenen Wortes. Vortrag im Rahmen des Studientags „Von Edition und Rezeption“, Hochschule für Musik Nürnberg, 13. Mai 2025
    • Möglichkeitsräume. Neue Räume des Studierens: den Grillenberg entdecken. Vortrag im Rahmen der Eröffnung des neuen Standorts der Hochschule für Musik Nürnberg in der Karl-Grillenberger-Straße, 21. März 2025
    • Alma Mahler-Werfel. Persönlichkeit. Selbstverständnis. Zuschreibungen. Vortrag zur Ausstellungseröffnung „Frau in Blau. Oskar Kokoschka und Alma Mahler“ im Museum Folkwang Essen, 19. März 2025
    • Wissenschaftspolitische Entwicklung: Ausgangspunkte und Denkimpulse. Vortrag im Rahmen des HRK-Workshops „Künstlerische Forschung“, Berlin, 31. Januar 2025
    • Innovation in der Musik – Kommunikation in der höfischen Kultur: was durch Monodie in der Oper sagbar wurde. Vortrag im Rahmen des „Forum Historische Musikinstrumente: Vokale und instrumentale Monodie“, Hochschule für Musik Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Germanischen Nationalmuseum, 23. Januar 2025
  • Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann: 

    • Der ‚große Bösewicht‘ und das ‚System Musikhochschulen‘. Eine Positionierung gegen sexualisierten Machtmissbrauch, in: Genie – Gewalt – Geschlecht. Narrative und Strukturen von Machtmissbrauch in der Musik(wissenschaft), hg. von Anke Charton und Elisabeth Treydte (Jahrbuch Musik und Gender 16), Baden-Baden 2025, S. 57-64.
    • (Wahl-)Verwandtschaften. Gemeinschaftliches kulturelles Handeln, hg. von Maren Bagge, Christine Fornoff-Petrowski, Anna Ricke, Susanne Rode-Breymann, (Musik-Kultur-Gender 21), Köln 2025.
    • „An English Composer Sees America“. Benjamin Brittens transatlantische Möglichkeitsräume, in: Music Across the Ocean: Kulturelle Mobilität im transatlantischen Raum, 1800-1950, hg. von Carola Bebermeier, Clemens Kreutzfeldt und Melanie Unseld, Bielefeld 2024, S. 141-156.
    • Alma Mahler-Werfels Salon in der Villa Ast auf der Hohen Warte (1932-1938). Staatstragender Ort – intellektuell offenes Forum, in: It’s a Man’s World? Künstlerinnen in Europas Musik-Metropolen des frühen 20. Jahrhunderts, hg. von Sabine Meine und Kai Hinrich Müller (Musik – Kultur – Geschichte 19), Würzburg 2023, S. 117-129.
    • Statuspassagen in Lebensläufen von Frauen in der Frühen Neuzeit, in: Kulturelles Handeln | Macht | Mobil. Interdisziplinäre Studien zur gender- und musikbezogenen Mobilitätsforschung, hg. von Maren Bagge und Nicole K. Strohmann (Musik, Kultur, Gender 20), Köln 2023, S. 131-149.

Wissenschaftliche und künstlerisch-wissenschaftliche Projekte

    • Projektreihe „Gender & Diversity“
    • Komponistinnen aus vier Jahrhunderten
    • Dissertation zu Dirigent:innen
    • Opern von Frauen
    • Her*Hits 
    • (Wahl-)Verwandtschaften

    Her*Hits:  99 Lieder von 42 Komponistinnen wurden vom 11. bis 13. Juni 2025 von Liedklassen der Musikhochschulen Nürnberg, Hannover, Graz, Köln, Salzburg und Stuttgart in der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover aufgeführt, begleitet von Vorträgen international renommierter Liedforscher:innen.

    Aus Nürnberg waren die Lied-Duos Josefina Legarra und Cosima Fischer von Mollard, Janine Odermatt und Roman Malich und Christina Maier und Valentin Steinsiek sowie die Lehrenden Marcelo Amaral (Professur für Liedgestaltung), Knut Schoch (Professur für Barockgesang) und Susanne Rode-Breymann beteiligt. Nürnberg war die einzige Hochschule, aus der auch Studierende aus einem wissenschaftlichen Wahlpflichtseminar mitreisten (Arman Depperschmidt, Lucia Keil, Anna-Lena Kreher, Adelina Phiong). Die Reise wurde von der Mariann Steegmann Foundation finanziert.

    Teil des Projekts war der von Prof. Knut Schoch konzipierte und organisierte Studientag am 13. Mai 2025 in der Hochschule für Musik Nürnberg unter den Titel Von Edition und Rezeption, an dem es um deutsche romantische Komponistinnen, ihre Liedkompositionen und deren Bedeutung einst und jetzt ging. 

    Am 22. Juni präsentierte die Internationale Hugo-Wolf-Akademie Ausschnitte aus dem Projekt in der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart. Josefina Legarra und Cosima Fischer von Mollard aus der Liedklasse von Prof. Marcelo Amaral waren eingeladen, Lieder von Pauline Viardot und Rita Strohl beizutragen. Susanne Rode-Breymann wirkte an einem Roundtable-Gespräch mit.

    (Wahl-)Verwandtschaften: Das Thema entstand in Fortsetzung der Dissertationen von Maren Bagge, Christine Fornoff-Petrowski und Anna Ricke in Zusammenarbeit mit Susanne Rode-Breymann: Beziehungen – innerhalb der Familie oder in frei gewählten Gemeinschaften – können Handlungsspielräume öffnen, aber auch einschränken, Vorstellungen beeinflussen und musikbezogenes Handeln befördern.

    Die Beiträge der Tagung des Forschungszentrums Musik und Gender vom 7.-9. Juli 2022 wurden nun als Band 21 der Reihe „Musik-Kultur-Gender“ publiziert: Der Band untersucht die Bedeutung verschiedener Beziehungsformen für musikkulturelles Handeln von der Frühen Neuzeit bis ins späte 20. Jahrhundert. Die Beiträge zeigen ein Panorama musikbezogener (Wahl-)Verwandtschaften – von künstlerischen Kooperationen, Paarbeziehungen und familiären Strukturen bis hin zu Wohngemeinschaften.

Begleitung von Doktorand:innen und Habilitandinnen

Die Begleitung von Kolleg:innen in frühen Karrierephasen ist ein besonderer Verantwortungsbereich von Hochschulen. Hier gilt es, passgenaue Formate zu entwickeln und weiterzuentwickeln.

Susanne Rode-Breymann bringt dazu vielfältige Erfahrungen mit wie die Durchführung des Strukturierten Promotionsprogramms Erinne­rung – Wahr­nehmung – Bedeutung. Musikwissenschaft als Geisteswissenschaft gemeinsam mit den Universitäten Göttingen, Oldenburg und Osnabrück (2009-2012), die Einrichtung eines internationalen Doktorandinnen-Kolloquiums am Forschungszentrum Musik und Gender, die Beratung im Rahmen verschiedener Coaching-Programme sowie die Etablierung von Junior-Professuren an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, an der sie 2017 drei Junior­pro­fes­suren im Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissen­schaftlichen Nachwuchses (Tenure-Track-Programm) eingeworben und auf dem Weg der Zwischenevaluierung und Entfristung begleitet hat.

    • Melanie Unseld, Professur für Historische Musikwissenschaft an der mdw Wien (Habilitations-Erstbetreuung)
    • Nina Noeske, Lehrstuhl für Historische Musikwissenschaft, insb. Musik des 19. Jahrhunderts an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar (Habilitations-Erstbetreuung)
    • Antje Tumat, Professur für Musikwissenschaft am Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold/Paderborn an der Universität Paderborn (Habilitations-Erstbetreuung)
    • Nicole K. Strohmann, Universitätsprofessur für Historische Musikwissenschaft und Genderforschung an der Kunst Uni Graz (Habilitations-Erstbetreuung)
    • Sabine Meine, Professur für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und Tanz Köln (Habilitations-Zweitbetreuung)

     

    • Arne Spohr, Professor (musicology) and Director of Early Music Ensemble, College of Musical Arts an der Bowling Green State University (Promotions-Erstbetreuung)
    • Carolin Stahrenberg, Universitätsprofessorin für Musikwissenschaft an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz (Promotions-Erstbetreuung)
    • Anna Langenbruch, Professorin für Kulturgeschichte der Musik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Promotions-Erstbetreuung, binationale Promotion mit der École des hautes études en sciences sociales)
    • Lilli Mittner, Associate Professor UiT The Arctic University of Norway, Centre for women’s and gender research
    • Hendrikje Mautner, Professorin für Kulturvermittlung / Musiksoziologie an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart (Promotions-Zweitbetreuung)
    • Christine Siegert, Leiterin des Forschungszentrums Beethoven-Archiv am Beethoven-Haus Bonn (Promotions-Zweitbetreuung)
    • Katharina Hottmann, Professorin für Historische Musikwissenschaft an der Folkwang Universität Essen (Promotions-Zweitbetreuung)
    • Florian Heesch, Universitätsprofessor für Populäre Musik und Gender Studies an der Universität Siegen (Promotions-Zweitbetreuung, binationale Promotion mit der Universität Göteborg)
  • Erstbetreuung

    • Maren Bagge, Jan Bäumer, Katrin Eggers, Viola Herbst, Stephanie Hodde-Fröhlich, Julia Müller, Birgit Saak, Katharina Talkner

    Zweitbetreuung

    • Fabian Bien, Christine Fornoff-Petrowski, Frédérique Renno, Anna Ricke
  • Katharina Bovermann, Hiroyo Iida-Falk, Leonie Koch, Felisa Mesuere, Charlotte Müller, Knut Schoch, Mengjie Zhang

Gefördert durch die