Eigentlich war für den 15. Mai 2020 im Orchestersaal ein großer Festakt zu Ehren des ehemaligen Rektors bzw. Präsidenten und emeritierten Gesangsprofessors der Hochschule für Musik Nürnberg geplant. Aufgrund der aktuellen Lage muss der Termin leider verschoben werden, bis Veranstaltungen in dieser Größe wieder durchführbar sind.
Wir senden unserem hochgeschätzten Kollegen und Lehrer trotzdem die allerbesten Glückwünsche zu diesem runden Jubiläum und wünschen ihm alles Gute!
Siegfried Jerusalem, geboren in Oberhausen absolvierte von 1955 bis 1960 ein Musikstudium an der Folkwangschule in Essen (Fagott, Klavier und Geige). Von 1961 bis 1977 war er als Fagottist in verschiedenen Orchestern, zuletzt beim Rundfunk-Symphonie-Orchester Stuttgart. Ab 1971 nahm er Gesangsunterricht bei Hertha Kalcher in Stuttgart.
1975 sprang er für Franco Bonisolli bei einer TV-Produktion (DER ZIGEUNERBARON) ein. Von da ab ging seine sängerische Laufbahn steil nach oben. Erste Engagements folgten 1976 in Darmstadt und Aachen, 1977 in Hamburg, Zürich und Stuttgart, wo er jeweils den Lohengrin sang.
1977 war er zum ersten Mal bei den Bayreuther Festspielen als Froh im RHEINGOLD und junger Seemann in TRISTAN UND ISOLDE zu hören. Seit dieser Zeit trat er regelmäßig bei den Bayreuther Festspiele auf.
1978 gab er sein Debüt als Tamino in der Zauberflöte an der Deutschen Oper in Berlin. Weitere Engagements führten ihn nach Wien, Metropolitan Opera New York, New Orleans, Mailänder Scala, Paris, London, Köln, Genf, Chicago, San Francisco, San Diego, Toronto, Washington usw.
Siegfried Jerusalem nahm verschiedene Platten auf, unter anderem VIOLANTA, SCHWANDA, DER DUDELSACKPFEIFER und RING DES NIBELUNGEN, für die er alle den begehrten "Grammy Award" bekam. Auch seine Strauss-Einspielung mit Orchesterliedern wurde in Amerika als Platte des Monats ausgezeichnet.
Bei den Bayreuther Festspielen 1988 sang Siegfried Jerusalem zum ersten Mal den jungen Siegfried im RING DES NIBELUNGEN. Dieses Debüt wurde von fast allen Kritikern als sensationell beurteilt. 1989 übernahm Jerusalem auch den Siegfried in der GÖTTERDÄMMERUNG und konnte damit ebenfalls an den Erfolg des Vorjahres anknüpfen. 1990 war für Siegfried Jerusalem das erfolgreichste Jahr an der MET in New York. Er sang im RING-Zyklus den Loge im RHEINGOLD sowie beide Siegfriede (SIEGFRIED UND GÖTTERDÄMMERUNG). Dieser RING wurde für das Fernsehen aufgezeichnet und es haben ihn 55 Millionen Menschen in Amerika gesehen. Sein Rollendebüt mit dem Tristan gab er 1993 zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele. Es war für ihn ein großer persönlicher Erfolg, der ihn für Jahre hinaus als Tristan an alle großen Opernhäusern band.
Seine letzten Projekte waren unter anderem Aegisth in ELEKTRA in New York, London, beim Verbier Festival, Neapel, Berlin, San Sebastian mit dem Westdeutschen Rundfunk und beim Beijing Music Festival 2014 sowie Herodes in SALOME in Tokio, New York (Met) und Rom. In der Spielzeit 2005/2006 war Siegfried Jerusalem als Danilo in der LUSTIGEN WITWE unter der Leitung von Daniel Barenboim an der Staatsoper Berlin und als Aegisth beim Tanglewood Festival mit James Levine zu hören. 2008 sang er erneut Herodes unter Simone Young in Hamburg sowie Juni 2010 in Valencia unter der Leitung von Zubin Metha.
Am 9. Oktober 1997 verlieh Bundespräsident Roman Herzog das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse an Siegfried Jerusalem.
Siegfried Jerusalem ist emeritierter Professor an der Hochschule für Musik in Nürnberg, der er von 2001 bis 2009 als Präsident vorstand. Außerdem ist er weltweit gefragt als Juror bei Wettbewerben.
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