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Nachricht Veranstaltung Gedenkkonzert für Wolfgang Graetschel

Am 12. November 2013 fand in der gut besuchten Marthakirche ein Gedenkkonzert für den langjährigen Leiter des Meistersinger-Konservatoriums Dr. Wolfgang Graetschel statt. Im Beisein seiner Witwe und weiterer Familienangehöriger musizierten Dozentinnen und Dozenten der Hochschule und Studierende sowie der Gitarrist Stefan Grasse. Das ungewöhnliche Programmkonzept stammte von Frau Dr. Vivienne Olive, die eine langjährige Weggefährtin des im September 2012 verstorbenen Dr. Graetschel war. Eine Würdigung seines pädagogischen Lebenswerks stand im Mittelpunkt der Wortbeiträge, aber auch Anekdoten, die die beteiligten Dozentinnen und Dozenten erzählten und die bezeichnende Facetten der Persönlichkeit des Geehrten beleuchteten. Daneben hob Vivienne Olive die internationalen Brückenschläge hervor, die in der Ära Graetschel mit den Partnerstädten Nürnbergs intensiv verfolgt wurden.

Insbesondere die Umsicht und Führungsstärke, die Experimentierfreude und Aufgeschlossenheit für Neues prägten das Lebenswerk von Dr. Wolfgang Graetschel, seine politische Weitsicht war es wohl zu verdanken, dass heute aus dem Konservatorium eine staatliche Musikhochschule geworden ist.

Gerade die Aufgeschlossenheit Wolfgang Graetschels gegenüber der neuen und neuesten Musik dokumentierte sich in der musikalischen Programmauswahl.

So hatte Vivienne Olive eigene Werke und Werke zweier zeitgenössischer schottischer Komponisten auf das Programm gesetzt, sowie eine ergreifende Choralbearbeitung Johann Sebastian Bachs für Saxophon und Orgel (Günter Priesner und KMD Helmut Scheller) und je ein Werk von Markus Lehmann und von Fritz Dobler.

Der thematische Bogen des Konzertes spannte sich John Maxwell Geddes "Zwei Elegien", die eine für Englischhorn und Akkordeon (Irene Urbach und Anselm Wohlfarth), die andere für Gitarre bis hin zum unbegleiteten Sopransolo über "Whispers of heavenly death" von Vivienne Olive (gesungen von Corinna Bickel).

Mit bestechender Präzision musizierte das Akkordeonensemble "timeless d'accord" unter Irene Urbach Vivienne Olives "The Sentinel", ein wahrer musikalischer Gipfelsturm und dann musikantisch und frisch Fritz Doblers "Werziade IV", die wie ein Trauermarsch beginnt, sich aber dann den positiven Seiten des Lebens zuwendet. Beeindruckend die Klangqualität der insgesamt elf Akkordeonistinnen und Akkordeonisten. Vorher hatte schon der weiche Klang des Saxophons in einer Bearbeitung des Schübler-Chorales "Wachet auf, ruft uns die Stimme", meisterhaft intoniert von Günter Priesner und die singend vorgetragene "Elegie auf den Tod eines Freundes" von Markus Lehmann die Herzen der Zuhörer geöffnet.

Thomas Wilsons "Soliloquy" für Gitarre führte in die Intimität des Gitarrenklanges zurück und Corinna Bickels unbegleiteter Gesangsvortrag ließ das Publikum in stille Andacht finden, so dass das Konzert nicht mit Applaus, sondern mit dem stillen Gedenken an einen der großen Männer der höheren musikalischen Bildung in Nürnberg ausklang.

Eine würdige Feierstunde mit interessanter Musik und wunderbar gestalteten Wortbeiträgen zu Ehren Wolfgang Graetschels ging damit zu Ende.

Prof. Alfons Brandl