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Nachricht Veranstaltung Festival Aktuelle Musik 016

Fotos: Volker Blumenthaler

Open Space – Zwischen Freiheit und Struktur

Festival Aktuelle Musik 016 an der Hochschule für Musik Nürnberg

Nach den Themenschwerpunkten #nextgeneration (2014) und Klang- Körper- Raum (2015) widmete sich das jährliche Festival Aktuelle Musik in seiner diesjährigen Ausgabe vom 15. bis 24. April unter dem Motto Open Space – Musik zwischen Freiheit und Struktur den vielfältigen Beziehungen von komponierter und improvisierter Musik. Federführend in der Planung, Durchführung und künstlerischen Leitung seitens der Hochschule war ein Team aus Professorinnen und Professoren unterschiedlicher Fächer, namentlich Jeremias Schwarzer (Studio Aktuelle Musik), Peter Gahn (Komposition/Neue Medien), Volker Blumenthaler (Theorie/Komposition), Nina Janßen-Deinzer (Kammermusik), Susanne Kelling (Gesang) und Dr. Vivienne Olive (Theorie/Komposition).

Wieder einmal bestach das Festival in insgesamt 14 öffentlichen Veranstaltungen durch den fruchtbaren Austausch zwischen hochkarätigen internationalen Gästen und den Studierenden und Lehrenden der Hochschule.

So konnten die Konzerte des Festivals ergänzt werden durch Meisterkurse und Workshops, in denen einige der bedeutendsten Musikerinnen und Musiker der Aktuellen Musik in der Arbeit mit den Studierenden zu erleben waren. Der öffentliche Unterricht mit der Bratschistin Barbara Maurer, der Vokalartistin Salome Kammer, dem experimentellen Pianisten Christoph Grund, dem AsianArt Ensemble Berlin und dem Ensemble Rarescale aus London bot spannende Einblicke in die Erarbeitungsprozesse Aktueller Musik.

Das fulminante Eröffnungskonzert bestritt die Schlagzeugklasse der Professoren Radoslav Szarek und Jochen Schorer, u.a. mit Werken von Helmut Lachenmann und Edison Denisov. An die Grenze der Materialermüdung trieb Jochen Schorer seine Instrumente bei der umjubelten Uraufführung des Stückes DANCE OF AKEBONO des anwesenden Schweizer Komponisten Siegfried Kutterer. Hier gab es keine Grenzen zwischen E und U, Kunstmusik und Folklore, das gesamte Publikum „groovte“ im Takt und hätte das Stück am liebsten sofort noch einmal gehört.

Unter dem Titel labili arti fand zum Abschied des Komponisten und Musiktheoretikers Volker Blumenthaler ein interkulturelles Konzert statt. Nach über 20 Jahren in der Hochschullehre hatte Blumenthaler ein Programm konzipiert, das eine Brücke zwischen Asien und Europa schlägt. Es gelang eine Exkursion in andere Welten, eine Zusammenkunft unterschiedlicher Kulturen. Die Musiker des AsianArt Ensemble und der Komponist und Gitarrist Il-Ryun Chung stellten nicht nur die Musik ihrer eigenen Kultur vor, sondern wirkten im Ensemble mit abendländischen Instrumenten zusammen, um ganz neue, selten gehörte Klangkombinationen zu erzeugen. Ein weiteres von Volker Blumenthaler entwickeltes audiovisuelles Projekt der besonderen Art ereignete sich mit Todesgarten Verdun – eine Begehung in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Schriftsteller Otto Winzen in der Nürnberger Villa Teepe.

Mehrere Tage forschte im Vorfeld des Festivals das Seminar stimm.klang.orte – urban sound studies von Peter Gahn und Susanne Kelling im Neuen Museum nach neuen Klangmöglichkeiten und fand auf einer Exkursion nach Prag weitere Inspirationen. Die daraus entwickelten Performances – unterstützt durch die Akkordeonklasse Prof. Irene Urbach, den Madrigalchor der Hochschule unter Prof. Alfons Brandl und Studierende der Kompositionsabteilung der Academy of Performing Arts Prag (Leitung: Michal Rataj) – wurden mit Werken von Nikolaus Brass, György Ligeti u. a. sowie Stücken für Live-Elektronik und Instrumente zu einer Gesamtinszenierung kombiniert.

Die diesjährige „composer in residence“ Iris ter Schiphorst erarbeitete ihre Werke in einer Intensivprobenphase zusammen mit Studierenden und Lehrenden der Hochschule. Unter dem Titel meine-keine lieder gelang ein eindrucksvolles Konzert unter Mitwirkung der Gäste Salome Kammer (Stimme) und Christoph Grund (Klavier, Keyboards) in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und dem Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia Bamberg. Im Rahmen der Konzerte berichtete Iris ter Schiphorst im Gespräch mit Prof. Jeremias Schwarzer aus ihrer Kompositionswerkstatt und ermunterte das Publikum schon allein durch ihre lebendige und temperamentvolle Präsenz zu wachem und interessiertem Hören. Ihr titelgebendes Werk meine-keine lieder berührte unmittelbar durch die beklemmende politische Aktualität der verwendeten Texte der Philosophin Hannah Arendt. Dieser Aspekt wurde auch noch einmal beim Konzert in Bamberg durch die Dichterin Nora Gomringer, Leiterin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia, in einer spontanen Einlassung zur Aktualität zeitgenössischer Kunst auf eindrückliche Weise hervorgehoben.

Den Schlusspunkt setzten Carla Rees (Flöte) und Michael Oliva (Electronics) vom Londoner Ensemble Rarescale. Carla Rees hat sich hat sich auf tiefere Querflöten des Kingma-Systems spezialisiert, die sie in einem sehr spannenden, unterhaltsamen und informativen Workshop veranschaulichte. In einer Matinee am 24. April im Heilig Geist-Saal wurden Werke von Sungji Hong, Lisa Illean, Rob Keeley, Michael Oliva und Vivienne Olive aufgeführt. Das Konzert zeigte, dass experimentelle, live-elektronische Musik auch lyrisch und meditativ sein kann. Carla Rees und Michael Oliva ergänzten sich in einem faszinierenden und ungewöhnlichen Konzert.

Im Zentrum des Geschehens aber standen wie immer unsere Studierenden: Sie gestalteten zwei abendfüllende Konzerte mit eigenen Konzepten und Werken und waren die Hauptakteurinnen und -akteure fast aller Konzertabende mit Werken einer innovativen und frischen Avantgarde, die typisch ist für die Beschäftigung mit Aktueller Musik an der Hochschule für Musik Nürnberg.

Fotostrecke Volker Blumenthaler: <link www.hidrive.strato.com/lnk/zaAntTvM _blank external-link-new-window>https://www.hidrive.strato.com/lnk/zaAntTvM</link>